Boundary Management als Selbstregulationskompetenz von Kindern und Jugendlichen
Projektlaufzeit: 01.04.2025 - 29.02.2028
Kinder und Jugendliche stehen heutzutage mehr denn je vor der Herausforderung, mit ihren digitalisierten Lern- und Lebenswelten gut umgehen zu können. Sie müssen Kompetenzen im Umgang mit digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien entwickeln, aber auch die unterschiedlichen Rollen, die sie in den verschiedenen Kontexten haben, auseinanderhalten und bedienen können. Besonders, wenn dasselbe Endgerät, wie beispielsweise das Handy, für unterschiedliche Zwecke genutzt wird, kann es zur zeit- und ortsunabhängigen Vermischung von privaten und lernbezogenen Aktivitäten kommen. Um dieser Herausforderung begegnen zu können, sind Selbstregulations-, Handlungs- und Entscheidungskompetenzen notwendig. Wie diese vermittelt werden können, ist aber noch nicht ausreichend erforscht. Hier setzt das Forschungsprojekt an.
Ziel des Projektes ist es, die genannten Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern ab der Sekundarstufe I zu fördern. Hierzu wird auf Basis kompetenzorientierter Lehr- und Lernformen ein Training entwickelt, eingeführt und ausgewertet. Anschließend wird das Training öffentlich zugänglich gemacht. Die Universität Osnabrück koordiniert den Verbund und bringt die notwendige psychologische und informatikdidaktische Expertise in das Projekt ein. Die Hochschule Aalen ist federführend in der Entwicklung sowie Pilotierung des Trainings. Das Teilprojekt der Technischen Informationsbibliothek (TIB) bringt unter anderem Kompetenzen aus dem Bereich der Mediendidaktik und der Videoproduktion in die Trainingsentwicklung ein.
Das Training soll über vielfältige Wege wie Handreichungen, digitale Roadshows, Social-Media-Kanäle und andere passende Kommunikationsformate an Kinder und Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und Schulträger vermittelt werden. Auf diese Weise können viele Akteure um die Schülerinnen und Schüler herum und auch diese selbst dabei unterstützt werden, die in digitalisierten Lern- und Bildungswelten notwendigen Kompetenzen auszubauen.
DigiBound ist ein Verbundprojekt mit verschiedenen Projektpartner*innen. So bringen alle Akteure Expertise in verschiedenen Bereichen mit in das Projekt.
Wir – das sind:
Die Arbeits- & Organisationspsychologie der Universität Osnabrück (UOS A&O):
- Prof. Dr. Karsten Müller
- Dr. Svenja Schumacher
- Dr. Tammo Straatmann
- Apl.- Prof. Dr. Kai-Christoph Hamborg
- Viktoria Hörning
Die Didaktik der Informatik der Universität Osnabrück (UOS DDI)
- Prof. Dr. Michael Brinkmeier
- Lena Haasken
Die Wirtschaftspsychologie der Hochschule Aalen (HSA)
- Prof. Dr. Regina Kempen
- Sören Werner
Das Lab für Nicht-Textuelle Materialien des Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften Universitätsbibliothek (TIB)
- Margret Plank
- Dr. Hendrik Bunke
- Zoe Kittelmann
Unser Projekt besteht aus sieben Arbeitspaketen (AP). In der untenstehenden Übersicht sind diese abgebildet und mit den jeweiligen federführenden Projektpartner*innen versehen. Dabei lassen sich AP1 bis AP5 in chronologischer Reihenfolge betrachten. AP6 und AP7 sind hingegen in allen Projektphasen vertreten.
Im ersten Arbeitspaket von DigiBound wurde eine umfassende Bedarfsanalyse durchgeführt. Ziel war es, besser zu verstehen,
- welche digitalen Kompetenzen Schüler*innen der Klassen 5–12 bereits besitzen und
- welchen Unterstützungsbedarf sie und ihre Lehrkräfte im Bereich des digitalen Boundary Managements haben.
Literaturreview & Entwicklung des Erhebungsdesigns
Zu Beginn wurde eine umfangreiche Literaturrecherche durchgeführt. Dabei wurden die wichtigsten Forschungsergebnisse zu digitalen Kompetenzen und Boundary Management bei Lernenden in einem systematischen Literaturreview zusammengeführt.
Auf Basis der Literatur entstand ein qualitativer Leitfaden für Fokusgruppen, der speziell auf die Bedürfnisse der Schüler*innen und Lehrkräfte zugeschnitten war.
Das vollständige Erhebungskonzept, einschließlich aller ethischen Aspekte, wurde von der Universität Osnabrück und der Hochschule Aalen entwickelt und erfolgreich durch die zuständigen Behörden und Ethikkommissionen genehmigt.
Durchführung der Fokusgruppen an den Projektschulen
Durch die enge Kooperation mit einem Gymnasium und einer integrierten Gesamtschule konnten wir Zeitpläne abstimmen, Genehmigungen einholen und die Fokusgruppen vorbereiten. Alle Moderator*innen erhielten vorab eine entsprechende Schulung. Im Mai und Juni fanden an beiden Schulen jeweils folgende Fokusgruppen (mit zwei Sitzungen pro Gruppe) statt:
- Schüler*innen der Sekundarstufe I (Klasse 5 - 8)
- Schüler*innen der Sekundarstufe II (Klasse 9 - 12)
- Lehrkräfte verschiedener Fachrichtungen
Auswertung und Ergebnisse
Die Gespräche wurden vollständig transkribiert und mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Alle Verbundpartner*innen waren an der Analyse beteiligt und wurden hierfür im Umgang mit der Software MAXQDA geschult. Zum Abschluss wurden die zentralen Erkenntnisse dem gesamten Verbund präsentiert.
In der untenstehenden Abbildung sind einige Aspekte dargestellt, die wir aus den Fokusgruppen mitgenommen haben. Vor allem in den jüngeren Jahrgängen war die Ko-Regulation durch die Eltern ein großes Thema. Viele Schüler*innen hatten noch vorgeschriebene Regeln im Umgang mit digitalen Geräten. Dahingegen verschob sich der Schwerpunkt bei den älteren Schüler*innen eher zu einem Wunsch nach intrinsischer Motivation und Selbstbestimmung ohne Regelungen durch Eltern oder Lehrkräfte. Das spricht auch für eine zunehmende Selbstreflexion im Alter, welche sich in beiden Schulen gezeigt hat. Als größte Herausforderung beim digitalen Boundary-Management lässt sich das Lernen zuhause nennen, da dort laut Schüler*innen die Ablenkung durch Nachrichten auf dem Handy oder Tablet sehr stark auftrat. In Bezug auf die Wünsche an das Training wurde bei den jüngeren Schüler*innen vor allem der spielerische Charakter des Trainings genannt. Die Nutzung von Gamification-Elementen wäre eine Möglichkeit, gerade die Jüngeren zu motivieren. Zur Einbettung des Trainings in den Schulalltag sind verschiedenen Szenarien denkbar. Lehrkräfte wünschen sich aber vor allem eine für sie einfache Handhabung und eine fachunabhängige Einbettung.