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Die Rolle von Informationsspezialisten bei der Erstellung von systematischen Übersichtsarbeiten

Im Rahmen des Metavorhabens "Digitalisierung im Bildungsbereich" war das DIPF in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung, dem Leibnitz Institut für Wissensmedien und der Uni Duisburg Essen zuständig für das Erstellen von 20 Dossiers bzw. Critical Reviews. In vier Bänden wurden Critical Reviews in den Bildungsbereichen Kindheit, Jugend & Familie, Schule, Erwachsenen- und Weiterbildung, Berufliche Bildung und Lehrerbildung jeweils zu einem Thema der Digitalisierung erstellt. Für Digi EBF II sind weitere Übersichtsarbeiten in Form von Overviews geplant.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIPF bin ich zuständig für den Rechercheprozess in den Übersichtsarbeiten. Mit der Überzeugung, dass die Literaturrecherche die Grundlage für eine erfolgreiche Übersichtsarbeit bildet, widme ich mich der Fragestellung, welche Rolle Bibliothekar:innen und Bibliotheken in Arbeitsprozessen der Literatursuche für systematische Übersichtsarbeiten spielen. Hintergrund für diese Fragestellung ist, dass in den gängigen Leitlinien sowie Handbüchern zur Erstellung systematischer Übersichtsarbeiten Bibliothekar:innen und Bibliotheken als Partner für Rechercheprozesse benannt und empfohlen werden. Studien zur Rolle von Bibliothekar:innen in Systematic Reviews der Medizin zeigen heterogene Einflüsse von Informationseinrichtungen auf Rechercheprozesse von Übersichtsarbeiten auf. Vergleichbare Untersuchungen zum Einfluss von Bibliotheken in der Bildungsforschung gibt es keine. Dieser Forschungslücke geht das Forschungsvorhaben nach, indem zunächst ermittelt wurde, welchen Kriterien eine systematische Literaturrecherche für Forschungssynthesen in der Bildungsforschung entsprechen sollte und was das gängige Vorgehen in der Forschungspraxis ist. Hierfür wurde eine Stichprobe an Review-Publikationen, die zwischen 2014 und 2019 erschienen sind, erstellt. Das daraus resultierende Datenset diente als Grundlage für eine Textanalyse, welche das in den Publikationen dokumentierte Suchvorgehen ermittelt. Die Autoren der untersuchten Forschungssynthesen wurden mithilfe einer Online-Umfrage zu ihrem Recherchevorgehen für komplexe Suchstrategien, ihrer eigenen Kompetenzeinschätzung im Suchvorgehen und der Zusammenarbeit mit Bibliotheken für diese Rechercheprozesse befragt. Um den Blick vom Standpunkt der Forschungspraxis auf die Bibliothekspraxis zu verlagern wurden Experteninterviews mit Bibliotheksleitungen und Fachreferenten geführt, die ihren thematischen Schwerpunkt bei den Erziehungswissenschaften, der Pädagogik oder Bildungsforschung haben und darüber hinaus bereits mit dem methodischen Vorgehen einer Forschungssynthese in Berührung gekommen sind. Inhaltliche Schwerpunkte der Interviews waren die Nutzung von Dienstleistungen der Bibliotheken, die Fortbildung und Kompetenzentwicklung der Bibliothekar:innen zu Übersichtsarbeiten sowie persönliche Einschätzungen zu Chancen, Herausforderungen sowie der Zusammenarbeit zwischen der Bibliothek und Forschenden der Bildungsforschung aus der Perspektive der befragten Experten. Mithilfe der verschiedenen Untersuchungsmethoden wurde ein vollständiges Bild des gängigen Recherchevorgehens in systematischen Übersichtsarbeiten der Bildungsforschung gezeichnet. Das Promotionsvorhaben befindet sich derzeit in Bearbeitung und wird voraussichtlich 2025 fertiggestellt und am Fachbereich Sprach- und Informationswissenschaften an der Universität Hildesheim eingereicht sein. Das Forschungsvorhaben strebt neben der Ermittlung von Standards zu einer bestmöglichen Literaturrecherche in der Bildungsforschung auch Erkenntnisse über die Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Bibliotheken und der Forschung an. Hierbei richtet sich der Fokus vor allem auf forschungsnahe Dienstleistungen zur Unterstützung der Wissenschaft sowie der dafür erforderlichen Weiterbildung des Bibliothekspersonals.

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Bildungsetappe

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