Im Rahmen der gemeinsamen Arbeit der Verbundpartner des Metavorhabens „Digitalisierung im Bildungsbereich II“ ist ein Living Paper entstanden. Es dient den Beteiligten als dynamische Ressource und wird bedarfsgerecht aktualisiert, um den Fortschritten und neuen Erkenntnissen der Forschungsarbeit Rechnung zu tragen.
Das Living Paper bietet eine bildungssektorenübergreifende begriffliche Arbeitsgrundlage, wobei es nicht darauf abzielt, eine endgültige oder erschöpfende Abbildung des Diskurses zu leisten. Vielmehr soll es eine praxisnahe und flexible Rahmung sein, die Orientierung im komplexen Feld der digitalisierungsbezogenen Forschung zu Wissenstransfer und gestaltungsorientierter Bildungsforschung bietet und Raum für weitere Entwicklungen lässt. Durch die stetige Überarbeitung und Versionierung des Living Papers wird ein lebendiger Austausch gewährleistet.
Stand: 09. Januar 2025
Gestaltungsorientierte Bildungsforschung
Bildungspraxis konkrete Probleme zu lösen, indem vorhandene wissenschaftliche Erkenntnisse genutzt werden, die über lokale Gegebenheiten hinaus Anwendung finden können. Dieser Erkenntnisgewinnungsprozess erfolgt mittels wissenschaftlicher Methoden, deren Ergebnisse wiederum in den wissenschaftlichen Diskurs zurückfließen.
Beispiele für Ansätze in diesem Bereich sind: Educational Design Research (z.B. Plomp, 2013), Design-Based Research (Design-Based Research Collective, 2003), Design Studies/Design Experiments (z.B. Cobb et al., 2003), Developmental Research (z.B. van den Akker, 1999), Formative Research (z.B. Bradley & Reinking, 2011), Engineering Research (z.B. Burkhardt & Schoenfeld, 2021).
Vertiefende Literatur
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- Kerres, M., Sander, P., & Waffner, B. (2022). Zum Zusammenwirken von Bildungsforschung und Bildungspraxis: Gestaltungsorientierte Bildungsforschung als Ko-Konstruktion. Bildungsforschung, 2. https://doi.org/10.25539/bildungsforschun.v0i2.935
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Wissenstransfer
Entsprechend dieses wechselseitigen Charakters wird in der neueren Literatur die Ausgestaltung des Transferprozesses häufig als „mehrdirektional“ (Schemme et al., 2017), „multidirektional“ (Fahrer, 2022) oder auch „Beziehungsraum“ (Ebner von Eschenbach & Schäffter, 2017; Schmiedl, 2022) anstatt einer einseitigen Sender-Empfänger-Übertragung aufgespannt. Diese Umsetzung kann als idealtypisch in einem ko-konstruktiven Umfeld betrachtet werden. Den Beteiligten des Metavorhabens war es jedoch wichtig einzubeziehen, dass die Direktionalität der verschiedenen Transferprozesse, wie von Moll und Schütz (2022) betont, auf unterschiedlichen Ebenen abgebildet werden kann und somit von den Bedürfnissen der jeweiligen Aufgabenstellung beziehungsweise Zielsetzung abhängig ist. Aus diesem Grund wird der Transferprozess in der obigen Definition als Spielraum von uni- bis multidirektionaler Ausgestaltung umgesetzt.
Als Zielsetzung des Wissenstransfers wird in der Forschung häufig die Generierung von Nutzen für die beteiligten Akteure angegeben (Rycroft-Smith & Stylianides, 2022; Schemme et al., 2017). Die Definition des Metavorhabens ergänzt diese Beschreibungen dadurch, dass die Generierung eines Nutzens zwar als Ideal angestrebt wird, eine Anwendung des generierten Wissens oder der erstellten Produkte durch die Akteure jedoch nicht von den Agierenden erzwungen oder garantiert werden kann. Somit wird hierin als Ziel lediglich die Generierung von Nutzungspotenzialen definiert, deren Anwendung und Umsetzung jedoch den Akteuren der einzelnen Bereiche überlassen ist.
Die Festlegung der beteiligten Akteure als Personen aus der Forschung, Bildungspraxis und Bildungspolitik ist stark an die entsprechenden Ansprechpartner*innen der unterschiedlichen Teilprojekte angelehnt und deckt sich mit den durch Schemme et al. (2017) beschriebenen drei Kernaufgaben des Wissenstransfers, in denen sich Wissenschaft und Praxis gegenseitig beeinflussen und anschließend gemeinsam in politische Entscheidungen hineinwirken sollen.
Transferangebote
Trotzdem besteht weiterhin ein begrenztes Verständnis darüber, was ein effektives Transferangebot ausmacht oder wie sichergestellt werden kann, dass sowohl Forschende als auch Praktiker:innen sie nützlich finden. In ihrer Idealform können Transferangebote einen Beitrag zum "boundary crossing", also dem Überschreiten von institutionellen oder disziplinären Grenzen zwischen den Systemen, leisten. Diese Grenzüberschreitung wird als Ausgangspunkt erfolgreicher Forschungs-Praxis-Zusammenarbeit gesehen (Brühwiler & Leutwyler, 2020; Gorard et al., 2020; Rycroft-Smith & Stylianides, 2022; Schellenbach-Zell & Hartmann, 2022; Star & Griesemer, 1989).
Transferangebote gehen dabei typischerweise über die Formen des Transfers von reinen Forschungsergebnissen (z.B. Zugang zu Fachzeitschriften, Journal Clubs, Aktionsforschung) hinaus. Vielmehr geht es um Formen der aufbereiteten bzw. konfektionierten Forschungserkenntnisse. Zu aufbereiteten Formen zählen u.a. Toolkits oder Forschungszusammenfassungen. Konfektionierte Formen sind u.a. Unterrichtsentwürfe oder -materialien, wie Apps (Gorard et al., 2020; Leuders er al. 2023). Des Weiteren können über den passiven Wissenstransfer hinaus auch Formen des aktiven Wissenstransfers, z.B. Think Tanks oder Helpdesks, im weiteren Sinne zu Transferangeboten gezählt werden (Gorard et al., 2020).
Ko-Konstruktion
Brückenakteure
Referenzen
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