Verbundprojekt "Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsausbildung" im Rahmen des BMBF Förderschwerpunktes „Digitalisierung im Bildungsbereich“.
Projektlaufzeit: 01.10.2018 - 31.12.2021
Das Verbundprojekt Digi-KaB (Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsausbildung) hat im Rahmen des BMBF Förderschwerpunktes „Digitalisierung im Bildungsbereich“ das Ziel, Auswirkungen der Digitalisierung auf kaufmännische Arbeitsplätze zu untersuchen, um daraus Implikationen für die kaufmännische Berufsausbildung herzuleiten. Das Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit Frau Prof. Dr. Susan Seeber und Herrn Prof. Dr. Matthias Schumann von der Georg-August-Universität Göttingen sowie Frau Prof. Dr. Susanne Weber von der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die Diskussion zum Thema Digitalisierung befindet sich sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft auf einem aktuellen Höhepunkt des Interesses. Die Einberufung eines unabhängigen „Digitalrats“ sowie die Erarbeitung einer umfassenden Digitalisierungsstrategie spiegeln die Aktualität und Bedeutsamkeit des Themas wider. Besonders auf der Digitalisierung der Arbeitswelt und den breit diskutierten Schlagwörtern Industrie 4.0, Arbeit 4.0, Wirtschaft 4.0 und Berufsbildung 4.0 liegt dabei der Fokus. Kompetenzanforderungen und wissenschaftliche Untersuchungen über die Folgen des digitalen Wandels liegen bisher vor allem für den gewerblich-technischen Bereich vor. Die Auswirkungen auf kaufmännische Arbeitsbereiche sind bisher kaum erforscht, wenngleich Konsens über einen grundsätzlichen Wandel von Tätigkeitsstrukturen und Berufsbildern herrscht. Auch in Bezug auf die duale Berufsausbildung müssen diese Veränderungen einbezogen werden, um eine Anpassung der Ausbildungsinhalte an zukünftige, digitale Arbeitsplätze gewährleisten zu können.
Ziel des Projektes ist es deshalb, die durch Digitalisierung hervorgerufenen Veränderungsprozesse an kaufmännischen Arbeitsplätzen zu erfassen und entstehende strukturelle Unterschiede in der kaufmännischen Berufsausbildung zu verdeutlichen. Daraus korrespondierende, an digitale Arbeitsanforderungen angepasste Kompetenzprofile werden identifiziert und aufgezeigt. Somit sollen Implikationen sowohl für die berufsbildungspolitische Steuerung als auch zur Unterstützung von Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen (z.B. schulische und betriebliche Ebene; Organisation der Berufsbildung) entwickelt werden. Des Weiteren gibt es bestehende didaktische Konzepte in Hinblick auf deren Adaption an digitalisierte Arbeitsprozesse zu betrachten und Veränderungen, unter anderem von Lernprozessen, der Rolle von Lehrenden und Lernenden und des Einsatzes digitaler Werkzeuge, zu identifizieren. Eine Optimierung des Lehrens und Lernens unter den Einflüssen der Digitalisierung wird dadurch gefördert.
Das Projekt startet mit einer systematischen Literatur- und Forschungsstudienanalyse. Zusätzlich erfolgt eine Auswertung von nationalen und internationalen Stellenanzeigen, um praxisnah digitale Anforderungen an Bewerber für kaufmännische Arbeitsplätze bewerten zu können. Im weiteren Verlauf des Projekts werden mit der Digitalisierung einhergehende Veränderungen an kaufmännischen Arbeitsplätzen durch Befragungen im betrieblichen und berufsschulischen Bereich identifiziert. Hierzu werden eine Online-Unternehmensbefragung mit vertiefenden Interviewstudien sowie Berufsschullehrer- und Schulleitungsbefragungen durchgeführt. Dabei sollen auch die Veränderungen von Geschäftsprozessen und Tätigkeiten erfasst werden. Die Resultate werden in angepasste kaufmännische Kompetenzmodelle überführt und in neu ausgerichtete, evidenzbasierte Entwürfe der Curricula, von Lehr-Lernprozessen sowie von Prüfungsmodalitäten eingebacht. In einem internationalen Design-Thinking-Workshop mit nationalen und internationalen Ausbildungsexperten werden die Ergebnisse diskutiert und validiert.
Ziel des Projektes ist die Formulierung von konkreten Anforderungen an kaufmännischen Arbeitsplätzen, die durch Digitalisierungsprozesse hervorgerufen werden. Anhand dieser Anforderungsanalyse sollen authentische, ganzheitliche Lernumgebungen in der kaufmännischen Berufsausbildung konstruiert werden. Durch die Identifikation von neuen Kompetenzprofilen ist eine zielgerichtete Entwicklung curricularer Vorgaben in der kaufmännischen Berufsbildung möglich. Dies führt zu digital angepassten, curricularen Bestimmungen, die in entsprechende instruktionale und assessment-orientierte Instrumente münden. Bestehende wirtschaftsdidaktische Ansätze sollen dabei aufgegriffen und im Hinblick auf die Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsausbildung kritisch reflektiert und evidenzbasiert weiterentwickelt werden.
- Busse, J., Geiser, P., Schumann, M., Seeber, S., Weber, S., Hackenberg, T., Zarnow, S., & Hiller, F. (2022). Didaktische Bedeutung der Digitalisierung für die kaufmännische Berufsausbildung. In S. Schumann, S. Seeber & S. Abele (Hrsg.), Digitale Transformation in der Berufsbildung. Konzept, Befunde und Herausforderungen. Wbv. Open Access E-Book: https://www.wbv.de/openaccess/themenbereiche/berufs-und-wirtschaftspaedagogik/shop/detail/name/_/0/1/I71381
- Geiser, P., Busse, J., Seeber, S., Schumann, M., Weber, S., Zarnow, S, Hiller, F., Hackenberg, & Lange, A. (2021). Kompetenzen in digitalisierten kaufmännischen Arbeitsplatzsituationen. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 117(4), 630–657.
- Schumann, M., & Lange, A. (2019). Digitalisierung als Game Changer (Arbeitsbericht). Göttingen: Georg-August-Universität Göttingen. Online abrufbar: https://www.uni-goettingen.de/de/arbeitsberichte/67744.html
- Seeber, S., Weber, S., Geiser, P., Zarnow, S., Hackenberg, T., & Hiller, F. (2019). Effekte der Digitalisierung auf kaufmännische Tätigkeiten und Sichtweisen ausgewählter Akteure. berufsbildung, 73(176), S. 2–7.
- Weber, S., Hiller, F., Zarnow, S., Hackenberg, T., & Achtenhagen, F. (2022). Thinking out of the Box! – Design-Thinking zur Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsausbildung. Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis - online, Profil 7, 1-24. https://www.bwpat.de/profil-7_minnameier/weber-etal
- Weber, S., Hiller, F., Zarnow, S., Hackenberg, T., Seeber, S., Geiser, P., Achtenhagen, F., Schumann, M., Busse, J., & Lange, A. (2020). Digitalisierung als didaktische Gestaltungsaufgabe im kaufmännischen Bereich. berufsbildung 184, 74. Jg., 13-16.
- Zarnow, S., Hiller, F., & Hackenberg, T. (2020). ‚Digitale Aspekte‘ in Ordnungsmitteln der dualen kaufmännischen Berufsausbildung. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 116(2), S. 250 - 268. https://doi.org/10.25162/zbw-2020-0011
- Geiser, P., Zarnow, S., Seeber, S., Schumann, M., Weber, S., Busse, J., Lange, A., Hiller, F. & Hackenberg, T. (2020). Digitalisierung: Anforderungen an kaufmännisches Personal und Implikationen für die berufliche Bildung. Ergebnisse einer Interviewstudie mit Unternehmensvertretern und Lehrkräften. Vortrag auf der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der DGfE 2020, Hamburg.
- Hackenberg, T., Hiller, F., Zarnow, S., Weber, S., Seeber, S., Schumann, M., Geiser, P., Busse, J. & Lange, A., & (2020). Förderung digitaler Kompetenzen in der kaufmännischen Berufsausbildung – Eine Analyse zur Lehr-Lern-Prozessgestaltung. Postervortrag auf der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der DGfE 2020, Hamburg.
- Lange, A., Busse, J., Geiser, P., Seeber, S., Schumann, M., Weber, S., Hiller, F., Zarnow, S. & Hackenberg, T. (2020). Verbundprojekt „Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsbildung“ (Digi-KaB). Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Bildungsdialog.digital: Inside Bildungsforschung. Abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=3yprK8mxOQ8
- Seeber, S., Geiser, P., Weber, S., Busse, J., Hackenberg, T., Hiller, F., Zarnow, S., Schumann, M., & Achtenhagen, F. (2021). Kompetenzfacetten in digitalisierten kaufmännischen Arbeitssituationen. Vortrag auf der Jahrestagung der Sektion für Berufs- und Wirtschaftspädagogik der DGfE 2021, Universität Bamberg.
- Weber, S., Hiller, F., Zarnow, S., Hackenberg, T., Achtenhagen, F. (2022). Design Thinking - Shedding light into trainees‘ educational needs in digital transformation. Postervortrag auf der EARLI SIG11 Conference 2022, Oldenburg.
- Weber, S., Hackenberg, T., Zarnow, S., Hiller, F., Seeber, S., Geiser, P., Achtenhagen, F., Schumann, M., & Busse, J. (2022). Continuing education strategies of teachers in VET - An activity-theoretical perspective. Präsentation auf der EARLI SIG11 Conference 2022, Oldenburg.
- Didaktik-Kreativ-Workshop am 07.07.2021 (digital).
Die Ziele des Workshops (den wir mittels Zoom und Miro-Board durchgeführt haben) waren die Entwicklung innovativer didaktischer Szenarien anhand ausgewählter Themenbereiche, die Kollaboration mit Lehrkräften und Ausbilder:innen der kaufmännischen Ausbildung sowie die Diskussion der Ergebnisse für den weiterführenden Austausch in Theorie und Praxis. Die Ergebnisse wurden in der Publikation Busse et al. (2022) veröffentlicht (Open Access E-Book: https://www.wbv.de/openaccess/themenbereiche/berufs-und-wirtschaftspaedagogik/shop/detail/name/_/0/1/I71381
- Internationaler Design-Thinking Workshop am 29.10.2020 (digital).
Die Teilnehmer:innen aus den verschiedenen Bereichen der beruflichen Bildung (Unternehmen, Berufsschulen, Unternehmens- und Lehrerverbände und Ministerien) konnten in einem interdisziplinären Setting innovative Implementationsszenarien erarbeiten, mittels derer die Lehr- und Lernprozesse in der kaufmännischen Ausbildung verbessert und gefördert werden können - unter einer digitalen Perspektive. Neben den Inhalten begeisterte auch das (digitale) Format des Design-Thinking Workshops. Die Ergebnisse wurden unter Rückbezug auf lerntheoretische Aspekte veröffentlicht; zudem wurden Hinweise gegeben, wie dieser Ansatz sich auch gewinnbringend in die universitäre Ausbildung von Wirtschaftspädagog:innen einbinden lässt:
- Insights - Das Magazin der Fakultät für Betriebswirtschaft der LMU München und des LMU Management Alumni (2021). Bericht aus einem internationalen Design Thinking Workshop. Online abrufbar: https://www.wipaed.bwl.uni-muenchen.de/profil/fazeitung/som_insights_magazin_2021.pdf
- Veröffentlichung zu lerntheoretischen Grundlagen des Design Thinking für die Praxis:
Design-Thinking zur Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsausbildung. Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis - online, Profil 7, 1-24. https://www.bwpat.de/profil-7_minnameier/weber-etal- Beispielhafter Einsatz in der universitären Lehre: Bericht für die Zeitschrift des Verbandes der Lehrkräfte an beruflichen Schulen in Bayern e.V. - VLB-Akzente (05/22) https://www.vlbbayern.de/fileadmin/user_upload/www_vlbbayern_de/pdf/vbl-akzente/2022/05_2022.pdf#page=11
- Einbindung in das Universitätsschulkonzept der LMU: Exploration und Erprobung von virtuellen Lernräumen und digitalen interaktiven Kollaborationsboards: https://www.wipaed.bwl.uni-muenchen.de/universitaesschule/index.html
- Workshop zur Digitalisierung in der kaufmännischen Berufsbildung am 21.11.2019 in München.
Mit vielen Beteiligten aus Unternehmen, Berufsschulen, Unternehmens- und Lehrerverbänden und Ministerien wurden beobachtete Veränderungen in der beruflichen Bildung auf den sogen. Systemebenen nach Bronfenbrenner herausgearbeitet und diskutiert. Zudem wurden Teilergebnisse des Projektes Digi-KaB im Hinblick auf ihre Implikationen für Ausbildung, Lehr-Lern-Arrangements und Lernortkooperationen diskutiert. Den Abschluss bildete ein innovativer Ausblick mittels eines ‚World Cafés‘
- Ausrichtung des Vierten Forums 'Digitale Lernformen und Bildungstechnologien' am 03. und 04. 12.2020 (digital; Leitung: Frau Dr. Sirikit Krone & Frau Katharina Hähn).
Neben der Vorstellung des Digi-KaB-Projekts und weiterer neu hinzugekommener Projekte im Bereich der beruflichen Bildung wurde gemeinsam eine Projektlandkarte für den Förderschwerpunkt Berufliche Bildung erstellt, um die vielfältigen, in den verschiedenen Projekten bearbeiteten Fragen auf den Systemebenen des Bronfenbrenner-Modells überblicksartig zu verorten (s. Webseite zur Beruflichen Bildung: https://digi-ebf.de/taxonomy/term/3).
Zudem wurden explizit ausgewählte Praxisprojekte zur ‚Lernortkooperation‘ vorgestellt und diskutiert, da sich das Thema der ‚Lernortkooperation‘ in vielen Teilprojekten als ein zentrales Thema herauskristallisiert hat: ((1) Projekt BBS fit für 4.0 (https://www.nibis.de/bbs---fit-fuer-40-smart-factory_9989); (2) Projekt Kompetenzwerkst@tt 2.0 (https://www.qualifizierungdigital.de/qualifizierungdigital/de/projekte/praxisbeispiele/kompetenzfeststellung-und-dokumentation/kompetenzwerkst-tt-2-0/kompetenzwerkst-tt-2-0_node.html). Dabei konnte sehr gut verdeutlicht werden, wie sich die Qualität der Lernortkooperation durch die Digitalisierung verändert: So wurde im Projekt BBS fit für 4.0 deutlich, wie es mittels Digitalisierung gelingen kann, dass eine gewerblich-technische und eine kaufmännische Berufsschule verschiedener Standorte an gemeinsamen Projekten arbeitet. Aus der gemeinsamen Diskussion des Workshops heraus ergaben sich weiterführende Anregungen für die beiden Kooperationspartner (u.a. zu gemeinsamen Business Planning-Projekten). Das Projekt Kompetenzwerkst@tt 2.0 machte sehr deutlich, wie ein digitales Ausbildungsportfolio (auch kombiniert mit Ausbildungsaufgaben und Kompetenzchecks) eine ‚mentale‘ Lernortkooperation fördern und unterstützen kann.