Am 31. August kamen über 100 Expert:innen aus der Forschung und der Praxis an der Universität Duisburg-Essen zusammen, um sich auf dem 4. EdTech Research Forum über die Digitalisierung im Bildungsbereich auszutauschen.
Das EdTech Research Forum ist die Jahrestagung des BMBF geförderten Metavorhabens "Digitalisierung im Bildungsbereich", welches sich aus einer übergeordneten Perspektive mit zentralen Fragen zur Bildung im Kontext der Digitalität beschäftigt. Die Frage nach der Modellierung der „Gestaltungsorientierten Bildungsforschung“ war dann auch eines der Schwerpunktthemen der Tagung: Dieser forschungsmethodische Ansatz mit einem Fokus auf Ko-Konstruktion zwischen Forschung und Praxis kann Hinweise darauf geben, wie Wissenschaft und Praxis zusammenarbeiten können. In diesem Kontext stellte Prof. Gabi Reinmann in der eröffnenden Keynote das „Research Through Design“ als eine Lesart dieses Forschungsgenres vor. Hierbei diskutierte sie das Forschende Entwerfen als zentralen Prozess, der dabei helfen kann, die Dichotomie von Forschung und Design zu überwinden. Überwinden muss man aber auch die Orientierung an klassischen Qualitätsstandards der Bildungsforschung und sich für eine andere Interpretation wissenschaftlicher Kriterien öffnen. Gabi Reinmann bot hierfür erste Ansatzpunkte.
Die Frage nach einer gelingenden Zusammenarbeit und dem Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis wurde in der ersten Sessionphase dann von verschiedenen Institutionen in Workshops vertieft: Das Forum Bildung Digitalisierung, das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung und das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung berichteten aus ihren Bildungssektoren von Transferpraktiken und stellten diese zur gemeinsamen Diskussion.
In einer zweiten Sessionphase präsentierten die Projekte BRIDGE, EdToolS und DigiGO ihre aktuellen Ergebnisse in Kurzpräsentationen. Vom Projekt Gelindi wurde ein Workshop ausgerichtet, der diskutierte, wie die individuelle Förderung mit digitalen Medien in der Schule gelingen kann, ohne dass es zur „Entfachlichung“ kommt. In einer weiteren Session konnten die Teilnehmenden Einblicke darin gewinnen, was die ersten Schritte einer Forschungssynthese sind und hier wurde deutlich, dass auch diese ersten Schritte schon viel Komplexität bergen.
Das Bündeln von Forschungserkenntnissen in Forschungssynthesen ist eine der Aufgaben des Metavorhabens und war auch Thema einer Posterpräsentation im Gallery Walk zur Mittagspause. Dort wurden neben der Arbeit des Metavorhabens weitere Projekte aus den Förderlinien „Digitalisierung im Bildungsbereich“ vorgestellt: Es ging um Lernverläufe (AFLEK), Datenpraktiken (AID) und Research Learning Communities an Schulen (UDIN).
Nach der Mittagspause sprach Prof. Michael Kerres mit Dr. Stefan Luther, Leiter der Unterabteilung Allgemeine Bildung im BMBF, über die Anlage des Metavorhabens und die Möglichkeiten von Förderung der Digitalisierung im Bildungsbereich auf Bundesebene.
Eine dritte Sessionphase bildete weiter die Vielfalt des Forschungsschwerpunktes und des Metavorhabens ab: Es ging um die Herausforderung der Gestaltungsorientierten Bildungsforschung am Beispiel von Bildungsangeboten für ältere Menschen (Projekt DiBiWohn), um die Frage nach Gestaltung und Einsatz von Erklärvideos im Fachunterricht (Projekt MuM-Video) sowie auf Forschungsebene als auch um die Frage nach Forschungslücken und welche davon Priorität haben sollten.
Zum Abschluss wurde eine Kernfrage der Bildungswissenschaften diskutiert: Was sollen wir für morgen lernen? Sind es alte Bildungsziele, die auch heute noch Bestand haben und nur auf neuen Wegen erreicht werden oder haben Transformationsprozesse auch neue Bildungsziele freigelegt? Handelt es sich dabei gar um „Future Skills“? Gabi Netz, Prof. Dirk Richter, Prof. Gabi Reinmann und Prof. Michael Kerres diskutierten durchaus kontrovers über den Spagat zwischen Unbestimmbarkeit und Ambiguität einerseits und Notwendigkeit der Festlegung von Grundbildungsstandards andererseits.